Brandschutzerziehung in Pappenheim
Pappenheim - In vielen Orten inzwischen ein fester Termin im Jahr: Der Besuch der ortsansässigen Feuerwehr in den Kindergärten und Schulen zur Brandschutzerziehung. In einem gemeinsamen Erlebnis zwischen Feuerwehrangehörigen, Kindern und Erzieher:innen werden wichtige Kompetenzen vermittelt im Umgang mit Feuer und Verhalten im Notfall. Vielerorts führen diese Ausbildungs-Tätigkeiten Gruppenführer, Jugendwarte und Jugendfeuerwehr durch, doch mit steigender Anzahl an Kinderfeuerwehren ergeben sich neue Möglichkeiten. Welche das sind bzw. welche Rolle eine Kinderfeuerwehr in der Brandschutzerziehung allgemein spielen kann, zeigt der folgende Erfahrungsbericht aus Pappenheim. Grundsätzlich gilt: Ein Patentrezept gibt es hier nicht, da die örtlichen Gegebenheiten sich von Ort zu Ort unterscheiden.
Sowohl im Terminplan der Kinderfeuerwehr – den Pappenheimer Feuerdrachen – als auch im Übungsplan der Jugendfeuerwehr für das Jahr 2024 finden sich die Termine 15.02. und 16.02. für den Besuch in zwei Kitas. Die Events sind „optional“, da logistisch alle Kinder und Jugendlichen bei vollzähliger Teilnahme die Kitas überfordern würden. Hier machen sich Leiterin und Jugendwart eher zufällig einen Vorteil zunutze: Teilnehmer, die sich anmelden, bringen eine besondere Motivation mit, z.B. die Freude und Stolz, den ehemaligen Kindergarten wieder besuchen zu können, indem sie dann von Erzieherinnen auch noch wieder erkannt werden.
Es ist Mittwoch, ein Tag davor: Der Jugendwart eröffnet den Chat mit der Leiterin der Kinderfeuerwehr und erkundigt sich nach dem Wissensstand der Kinder. Schnell sind sich beide einig, dass sie den Kindern zutrauen, die Themen selbst mit Hilfestellungen den Kindergartenkindern zu erklären, da die Inhalte zuletzt an mehreren Gruppenstunden besprochen wurden.
Die Durchführung läuft an beiden Besuchstagen nach festem Schema ab: Eine Gruppe stellt im Turnraum Ausrüstung vor und vermittelt das Verhaltenstraining im Brandraum, die zweite Gruppe zeigt in einem Gruppenraum alles rund ums Feuer und dem Notruf. Beide Gruppen werden durch Kinder und Jugendliche betreut, wobei vor allem die Kinder vorführen und Jugendliche ergänzen. Erst in zweiter Rückfallebene greifen Betreuer mit ein, wobei sich zeigte, dass es gerade als Erwachsener mitunter schwerfällt, ruhig im Hintergrund zu bleiben und einfach machen zu lassen.
Angesetzt sind zweimal 25 Minuten für beide Stationen im Wechsel (es sind je zwei Kindergruppen je Kita), die sich in Gruppe „Feuer“ wie folgt gestalten:
Der Einstieg gelingt unseren Feuerdrachen über das Branddreieck aus „Brennstoff – Luft – Wärme“ und führt über Experimente „was brennt und was nicht?“ zur Thematik Rauchmelder und Notruf. Die um die 10 Jahre alten Jungausbilder haben hierbei gelernt, den Raum und ihr Publikum kontinuierlich mit Fragen einzubinden, brennbare Stoffe herumzureichen und mit Bildern und Gesten den Notruf zu vermitteln. Stolz zeigen gegen Ende die Kindergartenkinder auf den Rauchmelder in der Mitte des Raumes, ehe die beiden Gruppen durch tauschen.
Zum Einsatz kommt hier übrigens diverse ältere und neuere Brandschutzerziehungs-Ausrüstung des LFV Bayern, jedoch kann man sich die Materialien auch gut selbst basteln, z.B. in einer Gruppenstunde der Kinderfeuerwehr. Das Durchführen von Experimenten mit Feuer ist zudem nur nach Aufklärung und mit Zustimmung der Eltern zulässig.
Die zweite Gruppe im Turnraum nutzt die 25 Minuten für die Vorstellung der Klamotten, von Kinderfeuerwehr-Weste über Jugendfeuerwehr-Anzug bis hin zur Atemschutzkleidung, wobei jede Altersgruppe ihre eigene Ausrüstung selbst präsentiert. Anschließend dürfen alle Kinder selbst zur Feuerwehrfrau/mann werden, indem sie mit viel Spaß alles anprobieren. Tatkräftig unterstützen hier die Feuerdrachen beim Anziehen und bringen gerade den schüchternen Kindern auch mal das ein oder andere Ausrüstungsteil. Im weiteren Verlauf zeigt sich ein Atemschutzgeräteträger in seiner vollen Montur, damit Kinder im Ernstfall keine Angst vor ihm haben müssen. Zum Abschluss wird das Thema „Verhalten im Brandraum“ trainiert, bei dem sich die Mitglieder der Kinderfeuerwehr im Raum verteilen, die Kindergartenkinder sie krabbelnd suchen und schließlich mit ihnen zum Notausgang gehen. Alle zwei Jahre wird diese Übung sogar mit Einsatz einer Nebelmaschine verschärft.
Fazit:
Im Grunde macht man sich hier in der Pappenheimer Kinderfeuerwehr Effekte zunutze, die wir alle aus dem Alltag kennen: Wissen vertiefen wir, indem wir es selbst an andere Zielgruppen vermitteln oder der Umstand, dass wir gut lernen, wenn wir es mit einem Sinn bzw. Ziel verbinden.
Dazu ergeben sich beim Besuch in den Kindergärten viele Gelegenheiten, weitere Sozialkompetenzenden bei den Mitgliedern der Kinderfeuerwehr zu fördern, wie z.B.
- Erkennen von Altersgruppen (Krippenkind versteht vieles gar nicht, es muss mehr anfassen)
- Empathie/Einfühlungsvermögen (wie nimmt man schüchterne Kinder mit?)
- Körpersprache auf Augenhöhe (warum es manchmal besser ist, auf dem Boden vor den Kindern zu sitzen)
Die Einspielung dieser Themen sollte jedoch mit viel Fingerspitzengefühl erfolgen, um unsere eigenen Mitglieder nicht zu überfordern und damit wird die Abwägung, wie viel Betreuer:innen jedem einzelnen Kind zutrauen können, langfristig eine Herausforderung bleiben.
Dem gegenüber stehen die Chancen, der Kinderfeuerwehr durch den wertvollen Beitrag zum vorbeugenden Brandschutz einen tieferen Sinn zu geben, im Ort bzw. in der Öffentlichkeit sichtbar zu bleiben und allem voran bei Mitgliedern die Bindung zur Feuerwehr zu steigern, welche ja „das Ziel“ der Kinderfeuerwehr ist.
„Wenn ich alt genug bin, will ich zur Feuerwehr“ – der Satz darf gerne aus dem Kindergarten in die Elternhäuser kommen, auch in deinem Ort. Wie das mit den örtlichen Gegebenheiten gelöst wird, kann man nicht pauschal beantworten, doch eine frühzeitige Anbindung über Brandschutzerziehung und/oder Kinderfeuerwehr kann ein Weg sein.
(Text und Bilder: Franz Xaver Klatt | Jugendwart Feuerwehr Pappenheim)